Wertvolles zum Wiederverwerten

Schnippeln, häckseln, schneiden, reissen, zerkleinern und wieder zusammenfügen!

Montag, Juni 26, 2006

Groscho iacta est!

Damals war alles besser. Das Wetter, die Männer, der Fußball und- natürlich die Währung. Die gute alte D-Mark -auch unter dem Synonym "Westmark" bekannt- brannte sich nach dem (mal wieder verlorenen) großen europäischen Krieg tief in die Herzen der Trümmerfrauen und ihrer von amerikanischen Zahnpflegemodels dagelassenen bastardischen Erinnerungen ein. Vorbei die Zeit, in der sie für "Salz und Lakritzchen die Tittchen" zeigten. Oh nein! Nun gab es das Lakritzchen am nächsten Kiosk zu kaufen. Selbst Jahrzente später hielt sich diese Tradition- wer von uns aus der nachexilischen Zeit wurde noch nie von seinen Eltern -sei es für Bier, Zigaretten oder die aktuelle Fernsehzeitung) zum nächsten Kiosk geprügelt? Und durfte im Gegenzug für "einen Groschen Klümpchen" kaufen?
Oh ja. Der Groschen. Das neue Jahrtausend kam, der Groschen musste gehen. Einsam verschwand er in den Großannahmestellen der Banken, wurde eingeschmolzen und träumte zuvor, er wäre hinter einem Schrank oder einem Bett bis in alle Ewigkeit verschollen. Der Groschen starb, und mit ihm nicht nur die "Generation Groschen", sondern auch die leckeren kleinen Salzbrezeln für 5 Pf. Wer sich heute, in harten wirtschaftlichen Zeiten, in denen der Volkssport Dosensammeln anscheinend als 1-Euro-Job angesehen wird, zufällig in einen Kiosk (einer der letzten seiner Art) verirrt, wird sehr schnell feststellen, dass diese zeitlosen Gebilde nicht mehr mit unschuldigen Kinderaugen von früher (wo alles besser war!) gesehen werden können, sondern sich der aggressiven Ökonomie dieses Landes mit dem Instant-Nationalbewusstsein angepasst haben. Unter 5 Cent läuft hier gar nichts, und wer eine gemischte Tüte für 50 Cent haben will, wird mit großen Augen gefragt, ob man schwarzen Afghanen überhaupt mit den holländischenKäseklümpfchen mischen könnte. Vorbei die Zeit der weißen Papierbröchentüten, in denen sich jedesmal mindestens eine Süßigkeit versteckte, die man sogar bereitwillig seinen Brüdern überließ (wer kennt nicht noch diese ekligen Salzzungen?). Ganz toll übrigens die armen Schaummäuse, welche nicht selten erstmal schwanzlos ihrer elenden Zukunft im Magen eines Halbwüchsigen entgegenzittern mussten, sondern anschließend meistens noch stümperhaft geköpft wurden.
Der Groschen zeigte uns, dass man nichts nicht mit Geld erwerben konnte. Heutzutage ist alles anders. Der Euro macht alles unbezahlbar, dieses Wissen soll uns durch moralische Werte - z.B. der Mensch ist unbezahlbar- (na, erzähl das mal einem fleissigen Thailandfahrer) verschleiert und schöngeredet werden.
Der stetige Verfall dieser Welt. Und womit hat er angefangen? Mit dem Euro? Nein! Man muss das Übel an der Wurzel ziehen. Bei der Einführung der D-Mark? Oh nein. An der Wurzel, Leute. Beim verlorenen Krieg? Kekse für alle. Und beim nächsten Mal geben wir uns eben ein bisschen mehr Mühe. Und rächen den verlorenen Groschen!