Wertvolles zum Wiederverwerten

Schnippeln, häckseln, schneiden, reissen, zerkleinern und wieder zusammenfügen!

Montag, März 23, 2009

"Darf ich dich fotografieren?"

Mh, was? Foto? Von mir am Hauptbahnhof auf einer Bank? Ich gucke mir den Typen genauer an. Typischer Student, mit Hornbrille. Weißes Hemd, Jeans. Große Kamera. Sieht teuer aus. Aber irgendwie auch ein wenig komisch, die Frage. Ich bin ja nunmal ziemlich eingedeutscht. "Mh, nicht so gerne.", fällt mir nur ganz platt ein. Ja, wieso denn eigentlich nicht? Gedanken von sterbenden Seelen gehen mir durch den Kopf. Privatsphäre und unsinniges wie Datenschutz und so weiter. Perverslinge. Dabei ist es doch eigentlich nur eine Bank mit mir, meinem Durstlöscher und einem verschmierten Make-Up. Sieht ja auch nicht gut aus, so ein wenig schlampig. Solche Bilder wollen wir ja auch gar nicht von uns. Würden wir sie denn hinterher sehen? Und wofür wären die? Und warum denn jetzt das Durstlöscher-Motiv? Ein wenig schmeichelnd ist es dann doch. Der Typ ist jedoch inzwischen wieder aufgestanden und gegangen. Fragen kann ich ihn also auch nicht mehr. Erst nein sagen, dann nachdenken und neugierig werden. Sowas habe ich ja besonders gerne. Es ärgert mich, dass das dann auch noch von mir kommt. Fehlt nur noch, dass ich meine Handtasche festkralle und um Hilfe rufe, dann aber feststelle, dass jemand nur nach dem Weg fragen wollte. Vielleicht bin ich beim nächsten Mal nicht so vorschnell. Nicht, was das Fotografieren angeht. Eher, was für eine Geschichte dahintersteckt. Beim nächsten Mal? Unwahrscheinlich. Aber auf andere Situationen übertragbar. Wieder was gelernt. Wieder morgen was vergessen. Ich zerknülle meine Saftverpackung, werfe sie in den Mülleimer und gehe zur Bahn. War was?